GENDER
DIFFERENCES
WÄHREND COVID-19

Die Corona-Krise hat sich als Katalysator zahlreicher Veränderungen in allen Lebensbereichen herausgestellt, wovon viele umfangreich in den Medien diskutiert wurden. Ein Thema erhielt dabei nicht die nötige Aufmerksamkeit: Die Auswirkungen der Covid-19 Krise auf die Geschlechterverhältnisse. Dies gibt mir umso mehr Anlass sich dieser Diskussion anzunehmen.
Die Geschlechterdebatte im Zusammenhang mit Covid 19 kann aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Optimisten reden von einer Verbesserung der Work-Life-Balance arbeitender Mütter durch die verstärkte Verbreitung von Homeoffice und Flexwork sowie einem steigenden Bewusstsein der Unternehmen für die Doppelanstrengung der Frau. Ferner wurden dadurch, dass systemrelevante Stellen grossteils von Frauen besetzt sind, viele Männer unweigerlich zu den Hauptverantwortlichen der Kinderbetreuung während des Lockdowns, was wiederum stereotypische Geschlechterrollen und die Arbeitsteilung anhaltend verändern könnte.
Dies entspricht nicht dem Bild, welches sich meiner Meinung nach abzeichnet und auch Ergebnisse erster Untersuchungen weisen in eine andere Richtung. Eine vom Bund in Auftrag gegebene Studie zu Betreuungsstrukturen im Kontext der Krise zeigt beispielsweise, dass Frauen in Haushalten mit Kindern häufiger als Männer angaben, weniger Zeit für die Arbeit zu haben und grösseren Arbeitsbelastungen ausgesetzt zu sein. Während Männer das Homeoffice vermehrt für Karrierezwecke zu nutzen schienen, stiegen für Frauen die Anforderungen an sowohl Karriere als auch Familienführung. Neben der allgemeinen Unsicherheit durch die Unplanbarkeit der momentanen Situation kann somit die verstärkte Doppelrolle zusätzlichen Stress auslösen, gerade für Frauen mit Kindern.