HOME OFFICE
TRENDBESCHLEUNIGER ODER GEDÄCHTNISKILLER?

In den ersten Monaten der Pandemie wurde das Home Office als absoluter Trendbeschleuniger propagiert, der nicht nur hervorragend funktioniert hat, sondern auch überaus effizient zu sein scheint.
Forscher der weltweit angesehen University of California, Irvine (UCI) haben letztes Jahr mit gross angelegter Forschung begonnen, wie sich pandemiebedingtes Arbeiten im Home Office auf unser Gedächtnis auswirkt.
Die ersten Annahmen und Beobachtungen sind hochinteressant. Die steigende Alltagsmonotonie macht es schwierig, sich an kürzlich vergangene Geschehnisse zu erinnern, da wir einzelne Ereignisse im zu ähnlichen Setting nur schwer voneinander unterscheiden können.
Darüber hinaus verringert das Arbeiten im Home Office den sozialen Austausch – Kaffeepausen, Mittagspausen und Feierabenddrinks, in denen sonst eigene Erlebnisse mitgeteilt werden, fallen aus. Das Erzählen unserer Geschichten ist jedoch wichtig, da es uns hilft, unsere Erinnerungen im Gehirn zu festigen. Auch Online-Meetings können das nicht kompensieren.
Zwischenmenschliche Nuancen als vertrauensbildende Grundlage fehlen. Dadurch trauen sich Mitarbeitende nicht mehr belanglose Dinge zu erzählen. Je länger die Pandemie andauert, desto weniger Erzählenswertes erleben wir jedoch – ein Teufelskreis. Daran leidet nicht nur das Gedächtnis, sondern auch der Teamzusammenhalt, die Unternehmenskultur und -bindung.
Auch die Tatsache, dass durch Home Office das Zuhause weniger verlassen wird als sonst, verringert die Möglichkeit den Teil des Gehirns zu aktivieren, der mit Lernen und Gedächtnis verbunden ist. Denn bereits banale Aspekte wie beispielsweise, dass man sich an den Arbeitsweg erinnern muss, trainieren unser Gehirn.